Sonntag, 10. August 2014

Wichtiger als Rufmord



Der Sonntag ist in Israel normaler Werktag - der israelische Montag nach dem Shabbat, sozusagen.
Der Ministerpräsident wird heute mit seinem Sicherheitskabinett beraten, wie es weitergehen soll.

Heute Nacht und am Morgen explodierten in Eshkol, bei den alten Menschen, die wir letzten Donnerstag besuchten, bereits sechs Raketen.

Die Menschen aus den seit Wochen evakuierten Dörfern direkt an der Gaza-Grenze dürfen noch immer nicht in ihre Häuser zurückkehren.

Israel nimmt trotzdem an den Waffenstillstandsverhandlungen in Kairo nicht teil. Solange nicht, wie die Hamas täglich, nächtlich auf israelische Zivilisten schießt. "Keine Verhandlungen unter Feuer" heißt das.
Israel hat ja auch nichts zu erwarten. Bisher brach Hamas noch jeden Waffenstillstand.

Im Ausland sieht man das selbstverständlich anders.
In Santiago de Chile demonstrierten heute Tausende, damit ihre eigene chilenische Regierung alle diplomatischen Beziehungen zu Israel abbricht. Begründung: Israel verübe einen Genozid an den Palästinensern.

Tatsächlich, das hätte Israel tun können - einen Genozid verüben.
Genau das ist es, was viele Ausländer (und manche Israelis) -, die die Lage erleben, sagen: Macht die doch da endlich platt in Gaza! Ihr könnt das doch mit links! Diese unerträgliche Lage-  setzt eure Überlegenheit endlich ein!
Dann wäre es endlich, endlich vorbei. Dann wäre endlich Ruhe!

Genau das aber tut Israel nicht.
Hingegen nimmt es einen langwierigen, schwierigen Kampf auf sich: Terrorstrukturen und Terroristen präzise ausfindig machen und sie dann, inmitten der Zivilisten, hinter denen sie sich verschanzen, möglichst exakt treffen.
Kein Flächenbombardement, kein einfaches Draufhalten. Verschonung eines jeden Menschenlebens, das erkennbar unbeteiligt im möglichen Ziel steht.
Israel nimmt diese Arbeit und Mühe auf sich, wie es noch kein Staat, kein Volk, keine Armee vor ihm getan hat.
Und Israel läßt sich gefallen, daß die Welt (- gerade eben weil die Armee sorgfältig und langsam vorgeht -) das israelische Volk noch mehr als sonst schon bespuckt, bedroht, verdammt.

Das Leben auch der feindlichen Bevölkerung ist Israels Staat und Volk wichtiger als die ungeheure Last, die dadurch auf den eigenen Menschen, auf dem eigenen Land liegt. Und wichtiger als der Rufmord, der deshalb weltweit an Israelis begangen wird.

Israel feiert den Sonntag. Es feiert das Leben, indem es, ganz auf sich gestellt, Leben mit allen Kräften bewahrt.



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